Mein Beitrag zu «500 Jahre Utopia»

Gestern Abend fand an der Universität Paderborn ein Symposium zu Ehren von Richard Saage statt (s. den letzten Beitrag). Die Veranstaltung stand unter dem Titel «500 Jahre Utopia». Für mich bot der schöne Anlass nicht nur die Gelegenheit, bereits bekannte utopische Mitstreiter wie Peter Seyferth oder Susanna Layh wiederzusehen, sondern auch einige wichtige Vertreter der Utopieforschung, die ich bislang nur lesenderweise kannte, endlich einmal in Fleisch und Blut zu treffen. Neben dem Jubilar waren das u. a. Thomas Schölderle und Hans Ulrich Seeber. Die beiden stehen zwar für zwei Generationen der Utopieforschung und kommen aus unterschiedlichen Disziplinen – Schölderle ist Politologe, Seeber Literaturwissenschafler –, beide sind für mich aber wichtige Referenzen in meinem Forschungsprojekt.

Ich selbst durfte an der Veranstaltung einen Vortrag halten (s. Film; der Ton ist etwas leise), ich sprach – natürlich – über mein Forschungsprojekt zur Utopie im nichtfiktionalen Film. Ich habe diesen Vortrag  bereits in verschiedenen Fassungen vor ganz unterschiedlichen Zuschauergruppen gehalten – mit keineswegs immer dem gleichem Erfolg. Somit war ich durchaus gespannt, wie er in diesem Rahmen, just vor den Leuten, auf die ich mich fortlaufend beziehe, ankommen würde. Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Es war nicht nur sehr angenehm, dass ich für einmal nicht erklären musste, was ich unter einer klassischen Utopie verstehe, auch sonst waren die Reaktionen sehr ermutigend.

500 Jahre Utopia

Utopisches frisch von der Presse

Dieser Tage sind gleich zwei Heftlein, die mit unserer anstehenden Tagung Utopia and Reality (Ausführlicheres dazu hier) in Zusammenhang stehen, auf meinen Tisch geflattert. Zum einen das schmucke Programmheft mit allen Abstracts (das PDF dazu gibt es hier). Die Tagung ist öffentlich, Interessierte melden sich unter conference@utopia2016.ch an.

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Ebenfalls erschienen ist das September-Programm des Kino Xenix, mit dem wir für unsere Tagung gleich zweifach kooperieren. Zum einen zeigt das Xenix im Rahmen seiner Dok-um-fünf-Reihe begleitend zu unserer Konferenz fünf Dokumentarfilme, die sich in unterschiedlicher Weise mit Utopien auseinandersetzen. Jenny Billeter hat eine äusserst attraktive Auswahl zusammengestellt, die ich allen Dokfilm- und Utopieinteressierten ans Herz legen möchte.

Für den Tagungsauftakt steht am 7. September dann ein besonderes Highlight an: Der Filmemacher und Filmpublizist Thomas Tod, der Tags darauf bei uns einen Vortrag halten wird, hat fünf utopische Kurzfilme ausgewählt, die er jeweils kurz einleiten wird. Das Spektrum reicht von sozialistischer Stummfilmpropaganda (100’000 unter roten Fahnen. Phil Jutzi, DE 1929) über die Vision eines futuristischen geeinten Europas (Vingt ans après / Europa 1978. Paul Claudon, FR 1958. Siehe zu diesem Film auch einen früheren Eintrag) bis zu Agnès Vardas filmischem Portrait ihres griechischen Hippie-Onkels (Uncle Yanco. Agnès Varda, FR 1967). Auch diese Veranstaltung ist öffentlich.

Nicht alles läuft rund in der Zukunft von Vingt ans

Nicht alles läuft rund in der Zukunft von Vingt ans après

 

 

Tagung «Utopia and Reality»

Im Rahmen unseres Forschungsprojekts Alternative Weltentwürfe organisieren Andrea Reiter und ich diesen September die Tagung Utopia and Reality. Die Veranstaltung, die vom 7.–9. September an der Universität Zürich stattfindet, verbindet mit der Utopie und dem Dokumentarfilm zwei Themen, die vorderhand weit auseinanderliegen. Wie wir aber an der Veranstaltung – und natürlich auch in unserer eigenen Forschung – zeigen werden, gibt es hier zahlreiche Anknüpfungspunkte (ich selbst vertrete ja die Ansicht, dass klassische – positive – Utopien grundsätzlich nur im nichtfiktionalen Film möglich sind).

Die (englischsprachige) Tagung ist klein gehalten, weshalb wir auch von einem Workshop sprechen. Nichtsdestotrotz haben wir ein sehr hochkarätiges Programm zusammengestellt; besonders stolz sind wir auf unsere drei Keynote-Speaker, die die Crème de la Crème der Utopie- resp. Dokumentarfilmforschung darstellen. Mit Lyman Tower Sargent haben wir den grand old man der Utopian Studies als Vortragenden gewinnen können, und Dina Iordanova und Jane Gaines sind ihrerseits Koryphäen auf dem Gebiet des Dokumentarfilms. Aber auch die übrigen Vorträge versprechen, interessant zu werden. Thematisch schlagen wir einen weiten Bogen; es werden nicht nur klassische Bereiche der Utopie- und Dokumentarfilmforschung angeschnitten, sondern z.B. auch Fragen der Stadtplanung und des Videoaktivismus.

Im Folgenden das Tagungsprogramm. Das Booklet mit den Abstracts der einzelnen Vorträge kann hier heruntergeladen werden. Obwohl es sich um eine kleine Veranstaltung handelt, steht sie Aussenstehenden offen. Interessierte melden sich bitte unter conference@utopia2016.ch an.Das Titelblatt

 

Programm

Thursday, September 8

9.30 Opening and Introduction
MA Andrea Reiter and Dr. Simon Spiegel, University of Zurich

10.15 Keynote 1: Utopia and Everyday Life. Prof. Lyman Tower Sargent, University of Missouri-St. Louis

11.00 Coffee break

11.30 Anarchist Democracy between Fact and Fiction. Dr. Peter Seyferth, Bavarian School for Public Policy

12.15 Lunch

13.30 City Symphonies and Manifestos as Utopian Documentaries. Prof. Alfredo Brillembourg and Daniel Schwartz, Urban-Think Tank, ETH Zürich

14.15 Europe as Guarantor for Freedom and Land of Plenty Thomas Tode, Independent Scholar

15.00 Coffee break

15.30 Keynote 2: The Documentary Film as Utopian Forum. Prof. Dina Iordanova, University of St Andrews

18.30 Presentation of early editions of Thomas More’s Utopia at the Zentralbibliothek

Friday, September 9

9.30 Keynote 3: Documentary Dreams of Activism. Prof. Jane M. Gaines, Columbia University

10.15 Coffee break

10.45 Striving towards Utopia. Dr. Lars Weckbecker, Zayed University

11.30 Utopia and the Future. Dr. Alan Marshall, Mahidol University

12.15 Lunch

13.30 Video Activism 2.0 and Its Networked Utopias. Prof. Dr. Britta Hartmann, Bonn University; Prof. Dr. Jens Eder, University of Mannheim; Dr. Chris Tedjasukmana, Free University of Berlin

14.30 Utopian Concepts in Vertov’s Man With a Movie Camera. Dr. Susanna Layh, University of Augsburg

15.30 Workshop close

Utopia (Neuübersetzung von Michael Siefener)

Erschienen im Quarber Merkur 116.

Dass ein Buch auch 500 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch gelesen wird, kommt selten genug vor. Der spätere Lordkanzler und Märtyrer Thomas Morus muss also etwas richtig gemacht haben, als er seine Utopia schrieb. 1516 erstmals in lateinischer Sprache erschienen, hat das Buch ein ganzes Genre begründet und wird auch heute noch eifrig diskutiert. Das Feuilleton spricht seit geraumer Zeit vom vermeintlichen Ende resp. der Wiederentdeckung der Utopie und in der Wissenschaft ist die Gattung so populär wie kaum je zuvor. Warum also nicht den Urtext, das Werk, mit dem alles begann, in neuer Übersetzung herausbringen?

UtopiaJa, warum eigentlich nicht? Ein Argument, das gegen ein solches Unterfangen sprechen würde, wäre, dass an zuverlässigen deutschen Übersetzungen eigentlich kein Mangel herrscht. Mehr als ein halbes Dutzend verschiedene Übertragungen sind derzeit lieferbar, weitere sind frei im Netz erhältlich; die wohl populärste, jene von Klaus J. Heinisch in seinem Sammelband Der utopische Staat, hat schon über 25 Auflagen hinter sich.

Die Fassung von Michael Siefener, der Phantastik-Interessierten sowohl als Übersetzer wie auch als Autor bekannt sein dürfte, schafft den Spagat zwischen zeitgemäßer Sprache und dem altertümlichen Duktus des Originals recht gut und liest sich insgesamt etwas flüssiger als die nicht mehr ganz taufrische Heinisch-Fassung; allerdings ist die Wortwahl stellenweise etwas zu modern ausgefallen. Beispielsweise übersetzt Siefener eine Passage, in der es darum geht, dass die weisen Ratschläge eines Philosophen bei Hofe kaum geschätzt würden, folgendermaßen: »Was könnten solche seltsamen Informationen nützen, und wie könnte man sie denjenigen einbläuen, die bereits vom Gegenteil überzeugt sind?« (65). Ganz abgesehen davon, dass man Informationen eigentlich nicht einbläuen kann, scheint die Wortwahl hier weder inhaltlich noch stilistisch wirklich treffend. Heinisch übersetzt das lateinische »sermo tam insolens« schlicht mit »so ungewohnte Worte«, in englischen Übersetzungen ist auch das spezifischere »totally unfamiliar line of thought« oder »alien line of argument« zu lesen, was in diesem Kontext passender scheint.

In einer Vorbemerkung weist Siefener darauf hin, dass ihm als primäre Vorlage nicht das lateinische Original diente, sondern die erste englische Übersetzung von Ralph Robinson aus dem Jahre 1551 resp. 1556. Bei Puristen dürft dies ebenso ein Naserümpfen provozieren wie die Anmerkung, dass der Übersetzer im Zweifelsfall auf die Erstausgabe von 1516 zurückgriff. Von dieser ist bekannt, dass sie zahlreiche Druckfehler enthielt, als Referenzausgabe gilt heute allgemein die dritte Auflage vom März 1518. Nun ist die Publikation des Marix-Verlags kaum für ein wissenschaftliches Publikum gedacht, entsprechend könnte man solche Feinheiten ignorieren. Was angesichts des wohl intendierten Publikums aber umso mehr irritiert, ist der vollständige Verzicht auf Begleitmaterial.

Thomas Morus.

Thomas Morus.

Die Utopia ist ein äußerst komplexes Werk. Morus hat es für einen kleinen Kreis von Humanisten, also für die intellektuelle Elite seiner Zeit, geschrieben, und so ist es nicht weiter erstaunlich, dass heutige Leser ohne entsprechende Hilfe ihre eigentliche Bedeutung kaum erfassen dürften. Denn entgegen dem, was landläufig unter ›Utopie‹ verstanden wird, entwirft der Autor keineswegs seinen persönlichen Idealstaat. Die auf der sagenhaften Insel Utopia herrschende Staatsordnung ist vielmehr ein Gegenbild zur als negativ empfundenen Gegenwart. Dieses Gegenbild hat stellenweise durchaus Vorbildcharakter, kippt aber oft auch ins satirische Gegenteil um. Um das zu erkennen, wäre aber irgendeine Form von Einführung nötig. Es muss ja kein historisch-kritischer Apparat sein, aber einen Kommentar, einen biographischen Abriss, ein Glossar oder zumindest Hinweise auf Sekundärliteratur würde man bei einem solchen Werk normalerweise schon erwarten. Die mit weniger als zwei Seiten sehr knapp ausgefallene »Vorbemerkung des Übersetzers« reicht auf jeden Fall nicht als Heranführung an den Text.

Utopia ist gespickt mit Wortspielen, manche hat Siefener im Text in Klammern aufgelöst, »dort, wo die Wissenschaft über die Bedeutung noch heute streitet, wurde sie weggelassen« (8). Dieses Vorgehen ist doch eher befremdlich und wird zudem nicht konsequent umgesetzt. Beispielsweise wird die Bedeutung der Namen ›Utopia‹ und ›Hythlodaeus‹ nirgends erklärt. Denn ›Utopia‹ kann sowohl als ›ou-topos‹ (Nicht-Ort) wie auch als ›eu-topos‹ (guter Ort) verstanden werden. Die Forschung ist sich weitgehend einig, dass diese Doppeldeutigkeit beabsichtigt ist. Ähnlich ambivalent ist der Name der Figur, die von der Insel Utopia berichtet: Hythloadaeus kann als ›Feind des Geschwätzes‹ oder aber als ›Possenreißer‹ übersetzt werden. Zwar ist sich die Forschung hier in der Tat uneins, ein entsprechender Hinweis wäre aber auf jeden Fall hilfreich.

Bedauerlich ist auch, dass die Begleittexte der ersten vier Ausgaben, die so genannten Parerga, komplett wegfallen, da diese »eher einen Rahmen um den Text bilden, als dass sie ihn erhellen würden« (8). Diese Einschätzung überrascht ebenfalls, denn die verschiedenen Briefe und Gedichte, die von befreundeten Humanisten stammen, sind durchaus erhellend. Sie zeigen nämlich deutlich, dass der von Morus intendierte Leserkreis dessen satirische Absicht sehr genau verstand. Indem er den erfundenen Raphael Hythlodaeus in einem Gespräch mit zwei Figuren namens Thomas Morus und Peter Giles in dessen Haus in Antwerpen von der Insel Utopia berichten lässt, betreibt der Autor ein kunstvolles Spiel mit Wirklichkeit und Täuschung. Im Gegensatz zu Hythlodaeus ist Giles eine reale Person, die in Antwerpen tatsächlich mit Morus zusammenkam. In ihren Briefen spielen Giles, Erasmus von Rotterdam und andere dieses Spiel munter weiter; sie loben den nicht realen Hythlodaeus, erkundigen sich nach der Lage der Insel Utopia und geben mit zahlreichen ironischen Wendungen zu verstehen, dass das Buch eben auch seine spielerische Seite hat.

Es muss fairerweise angefügt werden, dass Siefener hier einer leider gängigen Praxis folgt. Keine deutsche Fassung gibt die Parerga vollumfänglich wieder. Eine Neuübersetzung, welche diesen Missstand beheben würde, wäre in der Tat eine sinnvolle Sache gewesen. Ob es eine Fassung ohne Parerga braucht, die zudem auf jede Erläuterung verzichtet, ist dagegen eher zu bezweifeln.

Morus, Thomas: Utopia. Neu übersetzt von Michael Siefener. Marix Verlag. Wiesbaden 2013, 256 Seiten, gebunden. 10 €. Erhältlich bei Amazon.

Leif Randt: Planet Magnon

Erschienen im Quarber Merkur 116.

Das Überraschendste an Leif Randts Planet Magnon ist wohl die Tatsache, dass der Autor die Tradition der literarischen Utopie nach eigener Aussage bestenfalls flüchtig kennt. Das ist erstaunlich, denn Randts zweiter Roman erscheint über weite Strecken wie ein äußerst reflektiertes Spiel mit den Bausteinen der utopischen Tradition.

Schauplatz des Romans ist ein alternatives Sonnensystem, das von einem benevolenten Diktator, einer künstlichen Intelligenz namens ActualSanity, gesteuert wird. ActualSanity ist eine Art Super-Google der Zukunft, das die Daten aller Menschen erfasst und diese zu ihrem Wohle einsetzt. Politik, Wirtschaft und Städtebau werden durch ActualSanity kontrolliert, und das durchaus mit Erfolg: Armut, Krankheit und Kriminalität gehören ebenso weitgehend der Vergangenheit an wie die negativen Begleiterscheinungen des Alterns. Es herrschen durchaus utopische Zustände, wobei keineswegs immer klar ist, wo die künstliche Intelligenz überall ihre Finger mit im Spiel hat.

23899761Gut zwei Drittel der Bewohner dieses Sonnensystems sind in sogenannten »Populären Kollektiven« organisiert, deren Ideologien sich teilweise stark unterscheiden. Im Zentrum des Romans steht das Dolfin-Kollektiv, dem die Hauptfigur Marten Eliot angehört. Die Dolfins zeichnen sich durch eine Art post-postmoderner Coolness aus. Die Mitglieder des Kollektivs streben einen »postpragmatischen Schwebezustand« an, »in dem Rauscherfahrung und Nüchternheit, Selbst- und Fremdbeobachtung, Pflichterfüllung und Zerstreuung ihre scheinbare Widersprüchlichkeit« verlieren. Gefühle im traditionellen Verständnis sind keineswegs tabu, werden aber wie alles andere auch mit einem rational-kühlen Interesse betrachtet. Man könnte diesen Zustand abgeklärt-distanzierten Genießens vielleicht mit dem buddhistischen Konzept des Nirwanas vergleichen. Etwas prosaischer ausgedrückt ist das Ideal der Dolfins gar nicht so weit von dem entfernt, was in gewissen urbanen Szenen der westlichen Wohlstandswelt bereits gelebt wird. Es geht um einen Gestus des ironisch-heiteren Kennen-wir-schon, gewissermaßen um ein potenziertes Hipstertum.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts macht die Gattung der Utopie eine Entwicklung durch, die der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Seeber als »Selbstkritik der Utopie« bezeichnet. Den Anfang machen dabei Dystopien wie Jewgenij Samjatins Wir (1921) oder George Orwells Nineteen-Eightyfour (1949), die den kollektiven Ansatz der klassischen Utopie in Frage stellen und stattdessen die Freiheit des Individuums in den Mittelpunkt rücken. Die nächste Stufe sind die so genannten »kritischen Utopien« der 1960er und 1970er Jahre. Romane wie Ursula K. Le Guins The Dispossessed (1974) oder Samuel R. Delanys Triton (1976) positionieren sich zwar ebenfalls kritisch zur klassischen Utopie, verzichten aber nicht vollständig auf den Entwurf positiver Alternativen. Mögen ihre Gegenentwürfe auch unvollständig und fehlerhaft sein – die utopische Hoffnung auf bessere Verhältnisse bleibt bestehen.

Planet Magnon erscheint wie der nächste oder vielleicht auch erst übernächste Schritt in diesem Evolutionsprozess. Randt erzählt von einer wohl temperierten Welt und der Frage, ob und wie intensiv der Mensch glücklich sein will respektive kann. Die Lebensqualität ist in seinem fiktionalen Kosmos so hoch, die Widerstände des Alltagsleben so gering, dass sich die Fragen, welche traditionell als Motor der Utopie wirkten – welches ist die beste Regierungsform, wie werden die Güter gerecht verteilt, wie kann Frieden und Eintracht sicher gestellt werden? –, gar nicht erst stellen. Wo aber kann die Utopie noch ansetzen, wenn alle materiellen Bedürfnisse befriedigt sind und sich die herkömmlichen ökonomischen und sozialen Spannungen in Wohlgefallen aufgelöst haben? Kommt dann eine »Emotions-Utopie« à la Planet Magnon, in der das Gefühlsleben in ähnlicher Weise rational und effizient organisiert wird wie Gesellschaft und Politik in der klassischen Utopie? Der in Planet Magnon entworfene Kosmos ist nicht bloß postpragmatisch, sondern in gewissem Sinne auch postutopisch.

Leif Randt

Leif Randt.

Trotz aller Vorteile sind nicht alle mit dieser schönen neuen Welt zufrieden. Im Untergrund hat sich das »Kollektiv der gebrochenen Herzen«, auch »Hanks« genannt, gebildet, das mit verschiedenen Aktionen gegen die »fast perfekte Illusion, dass es uns gut geht«, ankämpft. Wie John Savage in Aldous Huxleys Brave New World (1932) haben die Hanks das in Watte verpackte Leben satt und fordern echte Gefühle, echten Schmerz, kurz: »Bewusstsein für das eigene Unglück«. Die Idee, dass ein wahrhaft glückliches Leben nicht ohne Unglück zu haben ist, stellt einen Topos der dystopischen Tradition dar. In der von Randt entworfenen Welt erscheint diese Idee aber in einem neuen Licht. Nicht zuletzt wirft der Roman die Frage auf, ob letztlich nicht auch die gebrochenen Herzen auf die Initiative der ActualSanity zurückgehen. Zeichnet sich die postutopische Utopie mit anderen Worten also gerade dadurch aus, dass sie der Tatsache Rechnung trägt, dass jede Utopie in eine Dystopie umschlagen kann, und initiiert sie deshalb gleich selbst die Rebellion, die in einer Dystopie typischerweise ausbricht?

So reizvoll die Anlage des Romans gerade vor dem Hintergrund der Geschichte der literarischen Utopie sein mag, eine sonderlich mitreißende oder spannende Lektüre ist Planet Magnon dennoch nicht. Das ist teilweise durchaus gewollt, denn als Ich-Erzähler fungiert der Vorzeige-Dolfin Marten, dessen Blick auf die Welt dolfinmäßig kühl und reserviert ist. Allerdings ist es weniger die distanzierte Haltung, die den Roman etwas fade wirken lässt, als vielmehr der doch eher dürftige Plot. Auf der Suche nach dem Mädchen mit der Tigermaske, der geheimnisvollen Anführerin der Hanks, reisen Marten und seine Kollegin Emma Glendale durch das Sonnensystem, bis sie – nicht ganz unerwartet – auf dem Müllplaneten Toadstool fündig werden. Das ist in der Summe leider nicht sonderlich packend und erscheint in erster Linie als Vorwand, um alle Planeten des Sonnensystems vorstellen zu können. Aber im Grunde steht Randt auch damit fest in der utopischen Tradition. Schließlich dient der typische Reisebericht der klassischen Utopie ebenfalls nur als Rahmen, um die jeweilige utopische Welt in allen Details zu präsentieren.

Leif Randt: Planet Magnon. Kiepenheuer & Witsch: Köln, 2015. 304 Seiten, gebunden. 19,99 €. Erhältlich bei Amazon

Steven Pinker und die Utopie

Leben wir in finsteren Zeiten, oder ist die allgegenwärtige Klage über den dystopischen Zustand der Welt nur die Folge einer falschen Wahrnehmung? Für Letzteres plädiert Steven Pinker in einem Vortrag, den er vor einem Monat in Zürich hielt. Pinker ist mir aus meinem Germanistik-Studium als Linguist ein Begriff; sein Buch The Language Instinct1 war im Grundstudium Pflichtlektüre.

Mittlerweile beschränkt sich Pinker nicht mehr auf sein angestammtes Gebiet der Kognitionspsychologie, sondern ist zum Universaldenker avanciert, der sich zu den ganz grossen Menschheitsfragen äussert. So auch in Zürich, wo er auf Einladung des UBS International Center of Economics in Society einen Vortrag zu «The Past, Present, and Future of Violence» hielt, in dem er die wesentlichen Punkte seines Buches The Better Angels of Our Nature2 von 2011 präsentierte (der komplette Vortrag ist hier eingebettet).

Pinkers Kernthese ist schnell zusammengefasst: Allen Unkenrufen zum Trotz ist die Geschichte der Menschheit eine Erfolgsgeschichte, denn die Welt war noch nie so friedlich wie heute. Die täglichen Meldungen über kriegerische Konflikten, Terroranschläge und Amokläufe mögen darüber hinwegtäuschen, aber weltweit ist die Zahl der Opfer von Gewalttaten stark rückläufig ist. Egal, welche Statistik man heranzieht, Gewalt ist in so ziemlich jeder Ausprägung – seien es Kriege, Morde, Folter oder Todesstrafe – deutlich im Abnehmen begriffen.

The Better Angels of Our Nature

Der Linguist wagt sich an die ganz grossen Fragen.

Bevor ich zur obligaten Kritik komme, möchte ich doch festhalten, dass mir die Grundaussage Pinkers eigentlich sehr sympathisch ist. Wie ich hier schön früher geschrieben habe, halte ich unsere Gegenwart durchaus nicht nur für schlecht. Und wenn Pinker darauf hinweist, dass Krieg in Westeuropa während Jahrhunderten Normalzustand war, heute aber fast undenkbar scheint, oder dass Sklaverei und Folter, die mittlerweile weltweit geächtet sind, über Jahrtausende hinweg unbestrittener Bestandteil jeder menschlichen Kultur waren, dann relativiert das die Klage über die vermeintliche Unmenschlichkeit der kapitalistischen Gesellschaft schon etwas. Als Psychologe kann Pinker auch diverse Mechanismen benennen, die dazu führen, dass man entgegen der tatsächlichen Zahlen zum Eindruck gelangen kann, Gewaltverbrechen würden zunehmen.

Ebenfalls recht hat Pinker mit der Feststellung, dass Terroranschläge und Schulmassaker zwar schreckliche Ereignisse seien, im Vergleich mit einem «richtigen Krieg» im Grunde aber  als vernachlässigbar erscheinen. Nimmt man etwa den Vietnamkrieg als Referenz, dem je nach Schätzung zwischen 1.5 und 3.6 Millionen Menschen zum Opfer fielen, werden die 130 Toten der Anschläge von Paris – Pinkers Vortrag fand nur drei Tage nach den Attentaten statt – statistisch irrelevant.3 Trotz aller Schreckensmeldungen ist unser Leben heute so friedlich wie noch nie.

Wie gesagt: Von der grundsätzlichen Haltung her ist mir das durchaus sympathisch, und es würde nicht schaden, wenn Fakten wie die zurückgehenden Mordraten in der politischen Diskussion vermehrt beachtet würden. Aber auch mein Wohlwollen ändert nichts daran, dass Pinkers Argumentation in so ziemlich jedem Punkt angreifbar ist.

Dass Pinker diverse Dinge zusammenwirft und seine Ausführungen nicht nur auf Kriege und Morde beschränkt, sondern auch das Abnehmen von häuslicher Gewalt und Repressionen gegen Homosexuelle sowie den boomenden Vegetarismus als Belege für den Rückgang von Gewalt anführt, hat schon fast etwas Drolliges. Weitaus heikler sind aber grundsätzliche methodische Probleme. Der MIT-Professor ist definitiv kein Historiker, sondern zuerst und vor allem ein positivistischer Zahlenhuber. Sein Vortrag ist denn auch im Wesentlichen eine Aneinanderreihung unzähliger Statistiken, Grafiken und Kurven, die stets das Gleiche illustrieren sollen: Alles wird immer besser.

Die Top 20 schrecklichsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte nach Steven Pinker.

Die Top 20 schrecklichsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte nach Steven Pinker.

Mit seinem umfangreichen Zahlenmaterial kann Pinker erstaunliche Zaubertricks vollführen. Spontan würde man beispielweise meinen, dass die beiden Weltkriege jeweils zu gigantischen Peaks in den diversen Kurvendiagrammen führen müssten.4 Pinker gelingt es aber, selbst diese statistischen «Ausreisser» zu relativieren, indem er nicht von absoluten Zahlen, sondern vom Verhältnis der Zahl der Kriegsopfer im Vergleich zur Weltbevölkerung ausgeht. So gemessen erreicht der Zweite Weltkrieg lediglich Platz 9 auf der Rangliste der opferreichsten Konflikte. Der erste Platz gebührt dagegen der An-Lushan-Rebellion im China das 8. Jahrhunderts.

Spätestens bei solchen Vergleichen wird offensichtlich, dass Pinker wenig Verständnis für quellenkritische Überlegungen hat. Denn natürlich ist es mehr als fragwürdig, ein über tausend Jahre zurückliegendes Ereignis auf diese Weise – vermeintlich – präzise zu erfassen und mit einem modernen Krieg zu vergleichen.

Interessanter als reine Statistik sind aber ohnehin die Erklärungen für den ausgemachten Trend: wenig überraschend bieten Pinkers Ausführungen reichlich Angriffsflächen. Ich möchte hier nicht im Detail auf die verschiedenen Gründe eingehen, die er für den Rückgang der Gewalt anführt, und beispielhaft nur einen rausgreifen. Pinker sieht in der Alphabetisierung eine Ursache für die Erweiterung dessen, was der Philosoph Peter Singer als «empathy circle» bezeichnet. Indem die Menschen Erzählungen lesen, lernen sie andere Standpunkte kennen und können sich deshalb besser empathisch in ihre Mitmenschen  einfühlen. Das wiederum macht es schwieriger, in einem Fremden ein nicht-menschliches Wesen zu sehen, dem man jedes erdenkliche Leid antun kann. Das klingt zwar sehr nett, wird aber spätestens dann fragwürdig, wenn man sich konkrete Beispiele anschaut. So dürfte der Alphabetisierungsgrad im Deutschland der 1930er Jahre im weltweiten Vergleich sehr hoch gewesen sein. Doch auch eine blühende Literatur hat das Volk der Dichter und Denker nicht am Holocaust gehindert. Einzelne Ereignisse sind für Pinker aber nur als Datenpunkt in der grossen Statistik interessant; deshalb kann selbst ein Ereignis wie der Holocaust seine These nicht widerlegen.

Obwohl Pinker nicht so naiv ist zu behaupten, dass die von ihm erzählte Geschichte zwangsläufig so weitergehen muss, ist seine Argumentation doch stark teleologisch angehaucht. Es gibt einen grossen geschichtlichen Bogen, und alles, was diesem widerspricht, sind Einzelfälle, die von seiner Zahlenmühle erbarmungslos klein gerieben werden. Und Gegenbeispiele gibt es zuhauf. So kennen heute zwar tatsächlich (fast?) alle Länder zumindest nominell Folterverbote, wenn es aber darauf ankommt, sind sich selbst Staaten wie die USA nicht zu schade, zur Folter zu greifen. Zwar werden solche Praktiken mit juristischen Gutachten legitimiert, aber letztlich zeigt sich hier sehr deutlich: Ob und welche Form von Gewalt zum Einsatz kommt, hängt weitaus mehr von der spezifischen Situation als von einer übergreifenden geschichtlichen Logik ab. Der Historiker Jörg Baberowski bringt es in einem Interview in der aktuellen Ausgabe des Magazins des Tages-Anzeigers auf den Punkt: «Gewalt ist eine Ressource, derer sich jeder bedienen kann.» Und ob man sich ihrer bedient, hängt primär von der jeweiligen Konstellation ab.

Es gäbe noch einiges zu Pinkers Version der Weltgeschichte zu sagen, ich möchte hier aber nur noch auf einen Punkt eingehen, der auch der Grund ist, warum ich ihm einen Blogeintrag widme. Pinker äussert sich auch zu Utopien, denn in diesen sieht er eine der Ursachen für Gewalt. Anhänger von utopischen Ideologien wähnen sich im Besitz der alleinigen Wahrheit, was sie zu jeglicher Gewalttat ermächtigt. Denn wer meint, im Namen einer höheren Gerechtigkeit zu agieren, kann jede Handlung rechtfertigen. Kommt hinzu, dass Utopien nicht vom Individuum, sondern von einer harmonisch funktionierenden Gesellschaft ausgehen. Der Einzelne ist nur ein Rädchen im grossen sozialen Getriebe. Wenn er den reibungslosen Ablauf stört, kann er im Interesse des utopischen Ganzen getrost eliminiert werden.

Karl Popper sieht in der Utopie den Ursprung des Totalitarismus.

Karl Popper sieht in der Utopie den Ursprung des Totalitarismus.

Diese Gleichsetzung von Utopie und Totalitarismus hat, wie bereits Rick Searle in seinem Blog dargelegt hat, eine lange Tradition. Ihr prominentester Vertreter ist Karl Popper, der in Die offene Gesellschaft und ihre Feinde (1945) eine direkte Linie von Platon über Morus, Hegel und Marx bis zu Sowjetterror und Nationalsozialismus zieht. Dieses Verständnis von Utopie hat freilich wenig mit dem Utopiebegriff zu tun, wie er etwa in der Literaturwissenschaft oder der Politologie verwendet wird, und wurde in der Vergangenheit schon oft kritisiert. Popper und Pinker ignorieren die Tradition der anarchistischen Utopie – siehe dazu den Eintrag zu News from Nowhere – komplett und gehen zudem davon aus, dass Utopien zur Umsetzung gedacht sind, was sie in der Mehrheit der Fälle nicht sind.5

Was Pinker bei seiner Utopie-Kritik ebenfalls übersieht, ist, dass er selbst an einer grossen utopischen Erzählung bastelt. Das beginnt schon damit, dass er von einer klar definierten menschlichen Natur ausgeht, die ­– natürlich mit den Mitteln der kognitiven Psychologie – adäquat beschrieben werden kann. Die Utopie kann nur deshalb von sich behaupten, die beste alle Staatsformen zu sein, weil sie der wahren menschlichen Natur entspricht, und Pinkers Argumentation baut ebenfalls darauf auf, dass bei allem historischen Wandel so etwas wie eine überzeitliche menschliche Natur existiert, die sich mittels richtiger Massnahmen und politisch-sozialen Einrichtungen modellieren und in gewünschte Bahnen lenken lässt.6 Diese Überzeugung steht am Beginn jedes utopischen Entwurfs und ist für die Utopie letztlich von grundlegenderer Bedeutung als eine totalitäre Ausgestaltung des Staatsentwurfs.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Jörg Baberowski in dem bereits erwähnten Interview seinerseits gegen Pinker Stellung bezieht. Im Gegensatz zu Pinker versteht Baberowski explizit nicht als Abfolge von zwangsläufig auseinander hervorgehenden Ereignissen:

Wenn Historiker eine Geschichte erzählen, verknüpfen sie zufällig aus der Vergangenheit überlieferte Ereignisse kausal miteinander und unterstellen, ein Ereignis A habe ein später geschehenes Ereignis B verursacht. Aber es hätte auch alles anders kommen können.

Baberowski erteilt aber nicht nur grossen historischen Erzählungen eine Absage, er verneint zudem schlichtweg, dass es so etwas wie einen fortschreitenden Zivilisierungsprozess gibt:

Ich glaube nicht an die Verbesserung des Menschengeschlechts und die Erreichbarkeit des ewigen Friedens. Ich glaube nicht daran, dass man Menschen modellieren und zivilisieren kann.

Auch Baberoskwi könnte man manches erwidern; wo er aber sicher Recht hat, ist in der Kritik an Pinkers grosser Fortschrittserzählung. Pinker ist der Ansicht, dass gewisse historische Errungenschaften unumkehrbar sind, dass beispielsweise Sklaverei und Folter nie wieder zur Norm werden. Dies wirkt aus unserer aktuellen Perspektive durchaus überzeugend. Wir können uns in der Tat kaum vorstellen, dereinst wieder Sklaven zu halten oder öffentlichen Hinrichtungen und Verstümmelungen beizuwohnen. Allerdings ist das just das, was der IS derzeit vollführt. Pinker würde hier wohl einwenden, dass die Greueltaten des Kalifats vor allem auf einen propagandistischen Effekt abzielten – und dies mit Erfolg – , zahlenmässig aber kaum ins Gewicht fallen. Diese Argumentation hat durchaus etwas für sich, aber eine Gewissheit, dass sich die Geschichte so weiterentwickelt, wie von Pinker skizziert, gibt es dennoch nicht.

Pinkers Ansatz ähnelt dem von Francis Fukuyama nach dem Niedergang der Sowjetunion beschworenen «End of History», der Auffassung, dass die Geschichte der Menschheit zwangsläufig zum Triumph freiheitlicher Demokratien führen muss. Beide Autoren lehnen Utopien erklärtermassen ab, übersehen dabei aber, dass sie im Grunde selber von einem utopischen Endzustand ausgehen. Der entscheidende Unterschied zur klassischen Utopie ist dabei, dass ihre ideale Staatsform nicht erst realisiert werden muss, sondern angeblich bereits existiert. Ihre Utopie ist die Gegenwart.7

Literatur

Balasopoulos, Antonis: «Anti-Utopia and Dystopia: Rethinking the Generic Field». In: Vlastaras, Vassilis (Hg.): Utopia Project Archive, 2006–2010. Athens 2011, 59–67.

Engels, Friedrich: «Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft» (1880). In: Marx, Karl/Engels, Friedrich: Werke. Bd. 19. Berlin 1973, 177–228.

Fukuyama, Francis: The End of History and the Last Man. New York 1992.

Pinker, Steven: The Better Angels of Our Nature. The Decline of Violence in History and Its Causes. London 2011.

Popper, Karl R.: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Bd. 1: Der Zauber Platons. München 1975 (Original: The Open Society and Its Enemies, I. The Spell of Plato. London 1945).

– : Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Bd. 2: Falsche Propheten. München 1980 (Original: The Open Society and Its Enemies, I. The High Tide of Prophety. London 1945).

  1. Auf Deutsch: Der Sprachinstinkt.[]
  2. Auf Deutsch: Gewalt.[]
  3. Was mich an Pinkers Vortrag nicht zuletzt irritierte, war, dass er es fertig brachte, in völlig apolitischer Weise über Gewalt und Terror zu sprechen. Zwar deutete er im anschliessenden Q&A an, dass angesichts der statistischen Vernachlässigbarkeit von Terroranschlägen militärische Reaktionen vollkommen unverhältnismässig seien. Die Toten, die etwa der Irak-Krieg auf beiden Seiten gefordert hat, stehen in keinem Verhältnis zur Zahl der Opfer des 11. Septembers. In Anbetracht der Kriegsrhetorik von François Holland wirkte seine Antwort aber sehr zahm und ausweichend. Gerade so, als wolle er bloss niemandem auf die Füsse treten.[]
  4. Die Schätzungen gehen naturgemäss auseinander, aber selbst konservative Ansätze gehen alleine für den Zweiten Weltkrieg von 50 Millionen direkten Kriesgtoten aus.[]
  5. Es wäre zudem nicht nur danach zu fragen, inwieweit die sowjetische Einparteiendiktatur noch etwas mit Marxʼ Theorie zu tun hatte, sondern auch, inwiefern Kommunismus und Nationalsozialismus tatsächlich utopische Projekte sind. Marx und Engels taten die utopischen Entwürfe der Frühsozialisten Charles Fourier, Henri de Saint-Simon und Robert Owen als realitätsfremde Träumereien ab, denen sie ihren «wissenschaftlichen Sozialismus» gegenüberstellten. In seiner Schrift «Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft» (1880) bezeichnet Engels die Frühsozialisten zwar als seinen geistige Vorläufer, kritisiert aber deren Entwürfe. Gerade die detaillierte Beschreibung mache diese als politische Programme wertlos: «je weiter sie in ihren Einzelnheiten ausgearbeitet wurden, desto mehr mußten sie in reine Phantasterei verlaufen«. Die Nazis wiederum verfügten – nicht zuletzt im Vergleich zu den Kommunisten – über keine ausgearbeitete Gesellschaftstheorie.[]
  6. Dass gerade die Frage, was denn die menschliche Natur ausmacht, historisch höchst unterschiedlich beantwortet wird, interessiert Pinker nicht. Eine Konzeption von Geschichten in Brüchen, wie sie etwa Michel Focault postuliert, scheint ihm gänzlich fremd.[]
  7. Antonis Balasopoulos, der in einem Artikel zwischen diversen Spielarten von Utopien, Dystopien und Anti-Utopien unterscheidet, zählt Fukuyamas Modell zu den so genannten «pre-emptive anti-Utopias». Diese zeichnen sich dadurch aus, dass «they explicitly suggest that existing reality is, in substance, already Utopian, and hence, that continuing dissatisfaction with it is implicitly or explicitly illegitimate or even dangerous» (62).[]

Tomorrowland zum Zweiten

Wie immer gilt ein genereller Spoilervorbehalt.1

Nachtrag zu meinem letzten Eintrag zu Tomorrowland: Dass der Film eine Utopie frei von Politik entwirft, habe ich ja bereits dargelegt. Der Fokus liegt ganz auf der individuellen Kreativität; wenn sich alle Genies austoben dürften, können sie die Welt flicken. – Tatsächlich ist dieser Begriff zentral für den Film. Protagonistin Casey fragt in in einer zentralen Sequenz, in der vorgeführt wird, wie sie und ihre Altersgenossen in der Schule nur mit negativen Szenarien zugeschüttet werden, entnervt: «How do we fix it.»

Obwohl «to fix» auch anders übersetzt werden kann, legt Brad Birds Film immer wieder nahe, dass die Frage einer guten Zukunft letztlich technischer Natur ist. Es herrscht eine Ingenieurslogik vor, die besagt, dass die drängenden Probleme der Gegenwart von schlauen Tüftlern wie Frank und Casey gelöst werden könnten. Diese Einschätzung ist natürlich kreuzfalsch. Eigentlich ist kaum eines der grossen Probleme der Gegenwart – Hunger, Klimaerwärmung, Armut etc. – primär technischer Natur. Der Klimawandel wird natürlich durch fossile Brennstoffe etc. hervorgerufen, um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, bräuchte es aber keine bahnbrechenden Technologien, sondern in erster Linie eine sinnvollere Nutzung der bestehenden.

Das Maximum an Futurismus? – Der junge Frank mit seinem selbst gebastelten Raketenrucksack.

Das Maximum an Futurismus? – Der junge Frank mit seinem selbst gebastelten Raketenrucksack.

Technische Weiterentwicklungen würden sicher nicht schaden, aber solange der neue Supermotor oder das Wunderkraftwerk nicht günstiger ist als bestehende Technologien, werden sie nicht viel verändern. So prosaisch und langweilig das auch klingen mag, am Ende läuft vieles auf wirtschaftliche Überlegungen hinaus. Auch die Tatsache, dass viele Menschen nicht genug zu essen kriegen, liesse sich mit einer Wundererfindung kaum lösen. Respektive: Selbst wenn diese Wundererfindung – Superdünger, Essen, das sich selbst regeneriert, etc. – existierte, hätten die Hungernden sehr wahrscheinlich dennoch nichts davon, weil sie sie sich nicht leisten könnten. Genug zu essen auf der Erde gäbe es ohnehin schon heute; das Problem ist – und das gilt letztlich für fast alle Bereiche – die Verteilung. Die Ursachen für das Elend der Welt sind politischer resp. wirtschaftlicher Natur; solange es wirtschaftlich attraktiv ist, dass Menschen hungern, Regenwälder abgeholzt und Kohlekraftwerke gebaut werden, werden diese Dinge auch weiterhin geschehen. Technische Neurungen werden daran wenig ändern.2

Wirklich frappant ist aber, dass Tomorrowland für einen Film, der Freude für die Welt von morgen wecken soll, erstaunlich wenig futuristische Elemente enthält. Frank hat in seinem Anwesen einige lustige Gadgets untergebracht, Tomorrowland selbst verharrt dagegen weitgehend in einem überholten 1960er-Futurismusm, wo Raketenrucksack und Einschienenbahn das Höchste der Gefühle darstellen. Was Tomorrowland feiert, ist denn auch gar nicht die Zukunft, sondern die Erinnerung an eine längst vergangene Zukunft.

Dass die Verbindung von fehlenden Optimismus und dem Niedergang der NASA, die in Tomorrowland nahe gelegt wird, unsinnig ist, habe ich bereits ausgeführt. Matt Novak argumentiert auf dem Paleofuture-Blog ähnlich:

In fact, most people of the 1960s thought space travel was a waste of time and money. Baby Boomers who were kids in the 1960s remember support for the space program as universal because they were kids at the time. And they weren’t polling 10 year olds about the space program in 1964.

Novaks Beobachtung scheint mir korrekt. Der Weltraum-Zukunftsoptimismus von Tomorrowland ist ein zutiefst kindlicher. Was der Film zelebriert, ist gar nicht der Blick nach vorne, sondern die wehmütige Rückschau. Es geht in Birds Film nicht um Zukunftsoptimismus, sondern um Nostalgie.

Das traditionelle Disney-Logo …

Das traditionelle Disney-Logo …

… und die neue Version von <em class="Film">Tomorrowland</em>.

… und die neue Version von Tomorrowland.

Nun ist es ja nicht weiter erstaunlich, dass ein Disney-Film auf Nostalgie setzt. Das feierliche Inszenieren einer niedlichen Vergangenheit, die niemals war, ist gewissermassen die Kernkompetenz des Mäuse-Konzerns. All die Märchenschlösser, Feen, Kutschen und süssen Zwergenhüttchen, aber auch die Einfamilienhäuschen in Suburbia mit weissem Lattenzaun und rotem Briefkasten, die wir mit Disney assoziieren, sind hoch artifiziell; Imaginationen einer besseren Zeit, die es nie gab. Dass früher oder später auch das, was einmal die Zukunft war, mit diesem Nostalgie-Zuckerguss überzogen wird, kann nicht erstaunen. Dass man sich bei Disney dieser Entwicklung sehr bewusst ist, zeigt sich an Details wie dem Disney-Logo zu Beginn des Films: Statt der traditionellen Magic-Kingdom-Silhouette setzt man auf eine Tomorrowland-Skyline, die mit dem traditionellen Look wunderbar harmoniert.

Nostalgie ist der SF keineswegs fremd. In meiner Dissertation habe ich vielmehr argumentiert, dass das, was in Fankreisen oft als Sense of Wonder bezeichnet wird, jenes erhabene Gefühl des Ergriffenseins, das SF im besten Fall auslösen kann, ein durch und durch nostalgisches Phänomen ist. Im Schlusskapitel habe ich dazu Folgendes geschrieben:

Der Sense of Wonder ist keine Empfindung, die alleine der SF vorbehalten wäre, wahrscheinlich steht er als Grunderfahrung am Beginn jeglicher Liebe zur Kunst – vielleicht sogar der Liebe überhaupt. Und wahrscheinlich erwächst aus ihm ebenso romantisierende Nostalgie wie jene bornierte Rückwärtsgewandtheit, die überzeugt ist, dass früher grundsätzlich alles besser war. Wenn dem so ist und wenn die SF, wie ich in dieser Studie versucht habe darzulegen, dank ihres Wesens und Funktionierens besonders dazu geeignet ist, den Sense of Wonder zu erzeugen, dann scheint SF kein Modus des visionären Vorwärtsschauens zu sein, sondern vielmehr des wehmütigen Blicks zurück, zurück in jene Zeit, als die Zukunft noch jung war und alles möglich schien (Die Konstitution des Wunderbaren333 f.).

Auf die Gefahr hin, mich selbst zu loben: Als Beschreibung dessen, was in Tomorrowland geschieht, scheint mir das überaus treffend. Der Film selbst liegt diesen Schluss übrigens selbst nahe: Nicht umsonst spielt eine wichtige Szene des Films in einem SF-Fanshop, der Blast from the Past heisst (betrieben wird er übrigens von einem Hugo Gernsback  …).

Angefüllt mit SF-Nostalgie: Blast from the Past.

Angefüllt mit SF-Nostalgie: Blast from the Past.

Die Verbindung von SF und Nostalgie ist somit durchaus nicht ungewöhnlich, wie aber verhält es sich mit der Utopie? Dass zumindest die Dystopie oft die heile Vergangenheit der Gegenwart gegenüberstellt, habe ich schon mehrfach argumentiert. Ganz knapp zusammengefasst meine Überlegung: Die Dystopie nimmt negative Tendenzen der Gegenwart und projiziert sie in riesenhaft überhöht in die Zukunft. Die Botschaft: Noch besteht die Möglichkeit, den Niedergang aufzuhalten, wir müssen bloss zurück zu … Die meiste Dystopien haben zumindest implizit eine nostalgische Schlagseite. 3

Was das Verhältnis von Utopie und Nostalgie betrifft, bin ich mir noch unsicher. Ich muss mir dazu wohl noch ein paar Gedanken machen,  spontan scheinen mir aber die meisten Utopien dezidiert unnostalgisch. Der Reiz der klassischen Utopie liegt gerade in der Tabula rasa: Reinen Tisch machen und alles neu entwerfen. Nostalgie steht dieser Haltung diametral entgegen. Das müsste man aber noch im Detail untersuchen; insbesondere im Zusammenhang mit neueren Utopien des 20. und 21. Jahrhunderts, die nicht den totalen – und totalitären – Anspruch der klassischen Entwürfe haben. Auch die Geschichte von Tomorrowland – dem Disney-Themenpark – und die Rolle von Walt Disney müsste man in diesem Zusammenhang genauer anschauen. Dass Disney nicht nur eine konservative, sondern auch eine sehr progressive Seite hatte, dass er seine Themenparks durchaus als utopische Projekte verstand, habe ich schon mehrfach gelesen. Systematisch damit beschäftigt habe ich mich aber noch nicht. Mal schauen, ob ich irgendwann dazu komme …

Update: Der neue Artikel von Charlie Jane Anders auf io9.com bringt einige Aspekte, die ich angesprochen hat, auf den Punkt. Zum Beispiel dieses schöne Zitat: «Nostalgia is closer to being optimism’s enemy than its friend. Nostalgia is a fundamentally regressive, non-constructive sentiment.»

  1. Grundsätzlich kann hier jede Pointe, jeder Twist, jede Überraschung verraten werden. Wer an Spoilerphobie leidet, sollte die Einträge zu aktuellen Filmen somit besser meiden.[]
  2. Allenfalls die Energieversorgung ist ein technisches Problem, wobei – analog zur Klimaerwärmung – bereits heute zahlreiche Möglichkeiten bestünden, den Verbrauch zu senken. Dass dies nicht geschieht hat – einmal mehr – primär politisch-wirtschaftliche Gründe.[]
  3. Siehe dazu: «Bilder einer besseren Welt. Über das ambivalente Verhältnis von Utopie und Dystopie». In: Mamczak, Sascha/Jeschke, Wolfgang (Hgg.): Das Science Fiction Jahr 2008. München 2008, 58–82. [PDF]; «Schöne Aussichten oder: Warum die Zukunft auf jeden Fall schrecklich sein wird». In: Cinema, Nr. 53, 2007, 133–140. [PDF][]

Tomorrowland

Wie immer gilt ein genereller Spoilervorbehalt.1

In William Gibsons mittlerweile klassischer Kurzgeschichte The Gernsback Continuum2 erhält ein Fotograf den Auftrag, die Überbleibsel futuristischer US-Architektur der 1930er- und 1940er-Jahre zu fotografieren, einen Stil, den Gibson als Raygun Gothic bezeichnet – Art-Déco- und Streamline-Moderne-Bauten mit Kurven, Chromstahl und knalligen Farben. Gebäude, die direkt aus den zeitgleich erschienen SF-Magazinen oder Filmen wie Metropolis und Things to Come zu stammen scheinen und damals von einer nicht allzu fernen Zukunft kündeten, die aber nie eintreffen sollte; «a kind of alternate America, 1980 that never was».

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Die Zukunft, die nie war. Ein Beispiel für Gibsons Raygun Gothic.

Der Ich-Erzähler lässt sich so sehr auf seinen Auftrag ein, dass er zu halluzinieren beginnt. Er sieht auf einmal «semiotic ghosts»; gegen seinen Willen spinnt er diese vergangenen Visionen der Zukunft weiter und imaginiert schliesslich eine ganze Hightech-Metropole, komplett mit ihren Bewohnern. «They were white, blond, and they probably had blue eyes. […] their bright eyes shining with enthusiasm for their floodlit avenues and silver cars. It had all the sinister fruitiness of Hitler Youth propaganda.»

Gibsons Erzählung ist eine beissende Polemik gegen die frühe Pulp-SF, deren naivem Technikoptimismus eine quasi-faschistische Ideologie unterstellt wird. Entsprechend ist der Protagonist am Ende froh, in der mehr oder weniger dystopischen Gegenwart und nicht der einst imaginierten blitzblanken – scheinbar perfekten – Zukunft zu leben.

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Noch mehr vergangener Futurismus.

Man kann sich darüber streiten, inwieweit Gibsons Diagnose fair ist, ob Hugo Gernsback und Co. tatsächlich verhinderte Wegbereiter einer Welt properer Nazi-Jünglinge waren. Auf jeden Fall ist es faszinierend zu sehen, wie skeptisch der wohl wichtigste SF-Autor der 1980er-Jahre seinem eigenen Genre gegenüberstand. The Gernsback Continuum ist eine grosse Absage an die einstigen Verheissungen der SF.

In meinem letzten Blogeintrag ging ich auf die derzeit oft gehörte Klage ein, dass es uns heute an positiven Zukunftsentwürfen mangle. Tomorrowland von Brad Bird,3 dessen bisherige Filme mich alle mehr oder weniger stark begeistert haben,4 erscheint wie eine direkte Antwort auf die Frage, ob wir uns derzeit nur noch Dystopien vorstellen können. Wie Gibson fragt auch Bird danach, was aus dem Enthusiasmus von einst geworden ist, allerdings kommt er zu einem völlig anderen Schluss. Tomorrowland ist quasi die optimistische Gegenposition zu The Gernsback Continuum.

Der Film erzählt von einer Welt – das titelgebende Tomorrowland, von dem nie ganz klar wird, ob es in der Zukunft, im All oder in einer Parallelwelt liegt –, in der die kreativen Genies dieser Welt ungehindert ihre Träume realisieren dürfen. Doch wie es bei Märchenländern üblich ist, ist auch diese Welt verwunschen und nur Auserwählten zugänglich. Diese Rolle kommt der jungen Casey (Britt Robertson) zu, einem aufgeweckten Teenager, der nicht begreifen will, warum alle Welt die Zukunft ausschliesslich in düsteren Farben sieht. Casey will sich nicht durch fiktionale und reale Dystopien deprimieren lassen, sie interessiert vielmehr, wie trotz allem eine bessere Zukunft realisiert werden kann.

Disney's TOMORROWLAND Tomorrowland Ph: Film Frame ©Disney 2015

Brad Birds Vision einer besseren Zukunft.

Tomorrowland ist ein unverhohlenes Plädoyer für Zukunftsoptimus für – obwohl der Begriff, soweit ich mich erinnere, nie fällt – positive Utopien. Grundsätzlich ein sympathisches Unterfangen, das leider überhaupt nicht funktioniert. Bird hat einen seltsam verkorksten Film abgeliefert, der auf so ziemlich allen denkbaren Ebenen Probleme hat. Was freilich nicht heisst, dass er gänzlich belanglos wäre. Vielmehr fällt Tomorrowland wie der hier bereits diskutierte Things to Come in die Kategorie ›hoch interessanter Murks‹.

Da wäre mal die Ebene der Erzählung: Natürlich weiss auch Bird, dass eine glückliche Welt keinen Stoff für einen Spielfilm abgibt, weshalb er eine Geschichte bastelt, die zwar extrem simpel ist – Prinzessin Casey und Zauberer Frank (George Clooney) vertreiben die böse Hexe resp. den bösen Nix (Hugh Laurie) aus dem Märchenland –, die aber ungeheuer umständlich dargeboten wird. Bis der Film halbwegs in die Gänge kommt, dauert es gut eine halbe Stunde. Von da an wird das Geschehen dann immer actionlastiger, was der Botschaft des Erzählten eigentlich diametral zuwider läuft. Respektive gibt der Film selbst hier eine Antwort darauf, warum Dystopien so populär sind: Krieg und Zerstörung sind nun mal spannender anzuschauen als Harmonie.

Wirklich bedenklich wird es aber, wenn man die Argumentation des Films genauer unter die Lupe nimmt. Wie Interstellar verknüpft auch Tomorrowland den schwindenden Zukunftsoptimismus mit dem Niedergang des US-Raumfahrtprogramms. In den 1950ern und 1960ern, als die USA zum Mond wollten, sah man noch hoffnungsvoll nach vorne, nun aber, da die Last Frontier für immer verschlossen scheint, macht sich Verzweiflung breit (die beiden Filme weisen übrigens noch weitere Parallelen auf: In beiden Fällen haben wir es mit einem frustrierten ehemaligen NASA-Mitarbeiter und alleinerziehenden Vater sowie dessen aufgeweckter Tochter zu tun. Mütter sind der Zukunft wohl generell nicht wohlgesonnen und fehlen deshalb jeweils).

Disney's TOMORROWLAND Casey (Britt Robertson) Ph: Film Frame ©Disney 2015

Da bleibt Casey nur das Staunen.

Warum Raumfahrt und Zukunftsoptimismus irgendwie voneinander abhängen sollen, ist mir zwar nicht ersichtlich, man kann das aber immerhin als Generationen-Phänomen erklären. Für alle, die die besagte Zeit erlebt haben, dürften die beiden Dinge emotional wohl ganz direkt miteinander verbunden sein. Weitaus problematischer ist da die völlige Absenz von Politik in dieser Vision einer besseren Welt. Für Bird scheint eine Utopie allein eine Frage technischer Machbarkeit zu sein. Es ist nicht einmal so, dass sich der Film nicht für Politik interessieren würde, er lehnt sie vielmehr erklärtermassen ab. Tomorrowland ist der Ort, an dem sich Genies austoben dürfen; ungehindert von kleinen Geistern, Bürokratie und – ganz explizit – Politik.

Diese Konzeption einer Utopie – wenn man ein politikfreies Gebilde überhaupt so nennen kann – ist in mehrfacher Hinsicht absurd. Denn egal, wo man selber politisch steht, die Organisation einer Gesellschaft ist immer eine politische Frage. Technischer Fortschritt ist nicht etwas, was sich ausserhalb der Gesellschaft vollzieht, sondern wird offensichtlich in hohem Masse durch politisch-gesellschaftliche Rahmenbedingen beeinflusst. Das stimmt auch und gerade für die Raumfahrt, die Bird so wichtig ist. Nicht nur wäre es ohne den Kalten Krieg wohl nie zum Apollo-Programm gekommen, wenn es ein Beispiel für ein – erfolgreiches – staatlich initiiertes und finanziertes technisches Mammutprojekt gibt, dann ist es zweifellos die Mondlandung. Ohne die viel gescholtenen Politiker und Bürokraten hätte kaum bereits 1969 ein Mensch den Mond betreten.

Die Argumentation des Films ist somit in hohem Masse widersprüchlich. Ist das nur naiv oder doch schon Schlimmeres? Manche Kritiker sehen in dem Film den Widerhall von Ayn Rands Ideologie, die besagt, dass herausragende Individuen nicht durch die dumpfe Masse behindert werden dürfen.5 Dies ist exakt, was in Tomorrowland geschieht: Hier dürfen sich einige Auserwählte verwirklichen, ohne auf den Pöbel Rücksicht nehmen zu müssen. Demokratie, Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit, das ist etwas für kleine Geister. Gibsons arische Übermenschen scheinen in der Tat nicht allzu fern.

NB: Wie bereits Pirates of the Caribbean ist auch Tomorrowland die Verfilmung einer Disney-Themenpark-Attraktion. Anders als Fredric Jameson meint, scheinen sich erzkapitalistische Gesinnung und Utopie also durchaus nicht auszuschliessen …

  1. Grundsätzlich kann hier jede Pointe, jeder Twist, jede Überraschung verraten werden. Wer an Spoilerphobie leidet, sollte die Einträge zu aktuellen Filmen somit besser meiden.[]
  2. Die Erzählung erschien erstmals 1981 und war später u.a. im Gibsons Kurzgeschichtensammlung Burning Chrome sowie in der von Bruce Sterling herausgegebenen Cyberpunk-Anthologie Mirrorshades enthalten. Eine deutsche Übersetzung ist gratis auf diezukunft.de zu finden.[]
  3. Weil «Tomorrowland» in diversen europäischen Ländern eine geschützter Markenname ist, wird der Film hier unter dem Titel A World Beyond vertrieben.[]
  4. Für Rezensionen zu The Incredibles, Ratatouille sowie Mission: Impossible – Ghost Protocol siehe hier, hier und hier.[]
  5. Siehe etwa den Artikel von Charlie Jane Anders auf io9.com.[]

War die Utopie je utopisch?

It has become easier to imagine the end of the world than the end of capitalism.

Dieses Zitat von Fredric Jameson scheint derzeit den allgemeinen Ton an Tagungen zu SF und Utopie zu setzen.1 Die Diagnose ist düster: Die Welt ist in einem schrecklichen Zustand und ein entfesselter Kapitalismus verhindert nicht nur, dass es besser wird, sondern hat alle Bereiche des Lebens – inklusive dem, was überhaupt noch denkbar ist – derart umfassend durchdrungen, dass wir schlicht nicht mehr in der Lage sind, uns eine andere Welt vorzustellen. Eine noch eher harmlose Folge dieser Misere ist der schon seit längerer Zeit zu beobachtende Boom an Dystopien und post-apokalyptischen Szenarien – primär, aber nicht nur im Kino. Es fehlt – so der allgemeine Tenor – an positiven Utopien, die uns hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lassen.

Auch am 20. internationalen Bremer Symposium zum Film, an dem ich diesen Freitag eine Keynote halten durfte, grundierte diese resignative Einstellung viele Beiträge. Exemplarisch hierfür waren die beiden Keynotes von Vivian Sobchack und Sherryl Vint, zwei Koryphäen der amerikanischen US-Forschung, die zwar unterschiedlichen Generationen angehören, aber beide stark von Jameson beeinflusst sind und sich in der Einschätzung einig waren, dass die SF resp. die Utopie nicht mehr ist, was sie mal war.

Fredric Jameson

Fredric Jameson.

Wie ich bereits vor einiger Zeit in meinem Beitrag zur SF/F-Now-Konferenz geschrieben habe, bereitet mir diese pessimistische Sicht Mühe. Das mag zu einem gewissen Teil eine Temperament-Frage sein. Ich bin bei aller Skepsis betreffend der Gegenwart ein Optimist, was die langfristige Perspektive betrifft. Vielleicht ist das ein Ausdruck von Naivität, aber im Grunde kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie man ohne eine positive Sicht auf die Zukunft vernünftig leben kann.

Kommt hinzu, dass ich die Gegenwart bei allen Mängeln, die es zweifellos gibt, nicht als grundsätzlich negativ empfinde. Natürlich liegt weltweit manches im Argen, und im Vergleich zu dem, was viele Menschen täglich erleiden müssen, lebe ich auf einer Insel der Glückseligen. Für mich stellt sich aber die Frage, ob es je wirklich besser war und ob die Zuversicht früherer Generationen nicht zu einem beträchtlichen Teil auf seligem Nichtwissen beruhte. Wahrscheinlich blickte man in den 1950er und 1960er Jahren tatsächlich optimistischer in Zukunft, aber inwieweit war das u.a. eine Folge davon, dass man gerade eine schreckliche Zeit hinter sich hatte? War es damals denn wirklich so viel besser als heute? Seien es Rechte von Frauen oder von Minderheiten, der Kalte Krieg, mangelndes ökologisches Bewusstsein, gesellschaftliche Enge etc. etc. – ich bin auf jeden Fall froh, dass ich heute und nicht vor 50 Jahren lebe. Zweifellos wird noch immer Raubbau an der Natur betrieben, gibt es Kriege und Unrecht, aber ist nicht bereits die blosse Tatsache ein grosser Fortschritt, dass es mittlerweile unzählige NGOs gibt, die gegen solche Missstände ankämpfen, dass Umweltschutz-Richtlinien zur Selbstverständlichkeit geworden sind, dass für diese Probleme überhaupt ein Bewusstsein existiert? Ich möchte hier keineswegs unkritisch den Status quo verteidigen, aber es scheint mir keineswegs ausgemacht, dass es der Menschheit heute insgesamt schlechter geht als vor 20, 50 oder 100 Jahren.

Und was ist mit den Utopien, den angeblich fehlenden positiven Entwürfen? Es gibt heute auf jeden Fall mehr Dystopien als zu früheren Zeiten. Aber allzu viele SF-Filme, die eine rundum positive Zukunft entwerfen, gab es auch vor 20 oder 40 Jahren nicht (andernfalls wäre mein Forschungsprojekt überflüssig). Je länger ich mit der Utopie beschäftige, desto mehr scheint mir zudem, dass dieses Genre oft falsch verstanden wird. Denn in ihrem Kern ist die Utopie zuerst und vor allem eine Kritik an der Gegenwart. Sie ist ein Gegenbild, das aktuelle Missstände aufgreift und diesen eine Alternative entgegenhält. Zweifellos gibt es utopische Entwürfe, die ernst gemeint sind, die tatsächlich Idealbilder ihrer Autoren darstellen. Diese Form der Utopie ist aber nicht die einzige, und ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob sie über die Geschichte des Genres hinweg gesehen die dominante bildet. Zumindest der morussche Urtext ist eindeutig nicht als Anleitung für eine neue Gesellschaftsordnung gedacht. Und dies dürfte insgesamt wohl für die meisten der intelligenteren Utopien gelten. H. G. Wells etwa, der zahlreiche utopische Entwürfe verfasst hat, schreibt in seinem diesbezüglich programmatischen Pamphlet The Open Conspiracy explizit, dass er nicht darauf aus sei, einen definitiven Endzustand zu skizzieren. Vielmehr gehe es darum – und hier steht Wells den ihm ansonsten verhassten Marxisten erstaunlich nahe –, einen Prozess anzustossen, dessen Ausgang nicht absehbar ist. William Morris wiederum beschreibt in News from Nowhere zwar durchaus eine Welt, die in vielen Dingen seine Vorlieben widerspiegelt. Aber auch ihm dürfte klar gewesen sein, dass sein anarchistischer Wunschtraum in dieser Form kaum realisierbar ist.

Vegetal City

Wo sind die positiven Utopien geblieben – die Vegetal City von Luc Schuiten

Wie ich schon früher geschrieben habe, kann man das Fehlen rundum positiver Utopien zudem als quasi natürliche Folge der Evolution und Ausdifferenzierung des Genres verstehen. Gewisse Formen verbrauchen sich und werden durch neue Varianten ersetzt. Auf die klassische Utopie folgen die Dystopie, die kritische Utopie und schliesslich hoch reflektierte und mehrfach gebrochene Formen wie etwa die Romane Kim Stanley Robinsons. So verstanden kann man das Fehlen positiver Utopien auch als einen Reife- und Lern-Prozess verstehen. An die Stelle von naiven Totalentwürfen, welche auf der Basis einer Tabula rasa alles neu aufbauen wollen, treten Varianten, welche der Komplexität der Gegenwart Rechnung tragen.

Zum Schluss noch ein ketzerischer Gedanke: Wenn die klassische Utopie primär eine Kritik der jeweiligen Gegenwart darstellt, könnte das Fehlen positiver Entwürfe ja ein Anzeichen dafür sein, dass wir mit dem aktuellen System trotz allem gar nicht so unzufrieden sind. – Für Jameson wäre diese Sicht wohl bloss ein weiterer Beleg für unsere Unfähigkeit, eine Alternative zum Kapitalismus zu denken.

Literatur

Wells, H. G.: The Open Conspiracy. Blue Prints For a World Revolution. London 1928.

Morris, William: «News from Nowhere» (1890). In: Ders.: News from Nowhere and Other Writings. Hg. von Clive Wilmer. London 1998, 41–228.

  1. Obwohl Jameson in der Regel als Urheber des Ausspruchs angegeben wird, konnte ich keine eindeutige Quelle ausmachen. In einem Artikel für die New Left Review schreibt Jameson selbst «Someone once said that …». Das Zitat scheint somit älter.[]

Sebastian Stoppe: Unterwegs zu neuen Welten

Mein aktuelles Forschungsprojekt geht von der Prämisse aus, dass es im Bereich des Spielfilms keine positive Utopien – auch Eutopien genannt – gibt. Die Gründe dafür sind einleuchtend: Die positive Utopie beschreibt eine Gesellschaft ohne Konflikte, die Figuren sind reine Platzhalter und der Handlungsrahmen dient nur als Vorwand für das eigentliche Anliegen: Die detaillierte Beschreibung des utopischen Staates.

So weit ist sich die Forschung mehr oder weniger einig; die meisten Studien zur filmischen Utopie wenden sich deshalb, nachdem sie festgestellt haben, dass es keine untersuchenswerten Eutopien gibt, der Dystopie zu. Ich selber habe anderes vor – ich widme mich positiven Entwürfen im Dokumentar- und Propaganda-Film.

Buchcover

Obwohl mein Forschungsschwerpunkt somit nicht beim Spielfilm liegt, bin ich an diesem Feld dennoch nach wie vor interessiert (wie man auch an diesem Blog sieht). Entsprechend neugierig war ich auf Sebastian Stoppes Unterwegs zu neuen Welten, das ich für das Journal of the Fantastic in the Arts rezensieren durfte. Stoppe widmet sich in seinem Buch dem Star-Trek-Franchise, das er als positive Utopie liest. Dieser Ansatz ist nicht neu – Dominik Orth hat dazu beispielsweise schon einen Aufsatz geschrieben1 – und liegt bis zu einem gewissen Grad auch auf der Hand. Denn zweifellos enthält Star Trek verschiedene utopische Elemente: Die Serien und Filme spielen vor dem Hintergrund einer galaktischen Föderation, in der Menschen und zahlreiche ausserirdische Völker mehr oder weniger friedlich vereint sind. Die Technik ist weit fortgeschritten, die Wirtschaft funktioniert ohne Geld und dank Replikator-Technik gehören Ressource-Probleme weitgehend der Vergangenheit an.

Reichen diese und weitere Elemente nun aber aus, um aus Star Trek als Ganzes eine Utopie zu machen? Die Beantwortung dieser Frage hängt natürlich davon ab, wie eng man den Begriff der Utopie fasst. Bislang war ich der Ansicht, dass Star Trek vom morusschen Modell trotz einiger Gemeinsamkeiten ziemlich weit entfernt ist. Die klassische Utopie in der morusschen Tradition beschreibt seitenlang, wie das politische System, die Wirtschaft, Familie und Erziehung, das Kriegswesen und diverses anderes organisiert ist. Dass kein Spielfilm diese Vollständigkeit auch nur annähernd erreicht, erstaunt nicht. Aber Star Trek ist ja weit mehr als bloss ein Film. Es ist ein Megatext, zu dem neben den Serien und Filmen auch Romane, Comics und offizielle Referenzbücher gehören. Angesichts der Vollständigskeitswut, die sich bei solchen Unternehmen oft beobachten lässt, wäre es durchaus möglich, dass sich genug Material zusammentragen lässt, das in der Summe ein ähnlich komplettes Bild ergibt. Stoppe greift denn auch explizit auf entsprechende kanonisierte – das heisst: durch die Rechteinhaber autorisierte – Bücher zurück.

Die Brücke der Enterprise.

Doch kein utopischer Raum.

Gelingt es Stoppe also, den in Star Trek vergrabenen utopischen Entwurf herauszuarbeiten? Mit einem Wort: nein. Auch nach 300 Seiten war zumindest für mich nach wie vor nicht klar, warum Star Trek nun eher als Utopie gelten sollte als diverse andere Space Operas. Dass es utopische Elemente in der Franchise gibt, ist unbestritten, diese machen Star Trek als Ganzes aber noch nicht zur Utopie. Zumal sich Stoppe am Idealtypus Utopia orientiert und somit von einem ähnlich engen Utopie-Begriff wie ich ausgeht. Es gibt zwar durchaus Gemeinsamkeiten, die blosse Tatsache, dass zum Beispiel sowohl Utopia als auch Star Trek ohne Geld auskommen, ist aber noch kein starkes Argument. Denn bei Morus erhalten wir Ausführungen, wie diese fiktive Wirtschaft funktionieren soll, bei Star Trek dagegen wird nichts erklärt resp. bleiben die Ausführungen recht wolkig. Dies gilt auch für eines der wichtigsten Elemente jeder Utopie – der Staatsorganisation. Stoppe kann auch nach ausführlicher Analyse nicht darlegen, wie das politische System von Star Trek aufgebaut ist und in welchem Verhältnis die verschiedenen Institutionen – so sie denn überhaupt bekannt sind – zu einander stehen. Dass dies so ist, überrascht freilich nicht. Zum einen geht es bei Star Trek in erster Linie eben nicht um die Darlegung eines utopischen Entwurfs, zum anderen wäre es für die Autoren des Franchise wohl eine unnötige Einschränkung, wenn all diese Dinge genau festgelegt wären. Die Vagheit des Entwurfs dürfte hier bis zu einem gewissen Grad gewollt sein, denn sie schafft Spielraum.

Nicht nur bin ich mit Stoppes Fazit nicht einverstanden, es gibt noch weitere Dinge, die mich an seiner Studie, die als Dissertation an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg entstanden ist, irritieren. So gibt es mindestens drei umfangreiche deutschsprachige Studien zur filmischen Utopie2 – Stoppe erwähnt keine davon. Fast noch seltsamer ist, wie viel Zeit der Autor damit verbringt, das Star-Trek-Universum vorzustellen – mit allen Quadranten, Rassen, Raumschiffen etc. In diesen Ausführungen erinnert sein Buch eher an ein Fan-Kompendium als an eine wissenschaftliche Studie. Zumal ein Grossteil dieser Ausführungen kaum etwas zum eigentlichen Thema beiträgt. Indem er auf die verschiedenen Allianzen und Konflikte eingeht, will Stoppe zeigen, dass Politik ein wichtiger Faktor in Star Trek ist. Wenn das allerdings bereits utopisch ist, müsste auch Game of Thrones als Utopie gelten.

Für mich hat Unterwegs zu neuen Welten letztlich nur bestätigt, dass Star Trek trotz einzelner utopischer Elemente insgesamt nicht als positive Utopie gelten kann.

Meine «offizielle» Rezension wird in einer der kommenden Ausgaben des Journal of the Fantastic in the Arts erscheinen.

Update: Die Rezension ist mittlerweile erschienen und hier verfügbar.

Stoppe, Sebastian: Unterwegs zu neuen Welten. Star Trek als politische Utopie. Darmstadt: büchner 2014.
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  1. Orth, Dominik: «Mediale Zukunft — Die Erreichbarkeit des (Anti-)Utopischen». In: Medienobservationen, 2008. http://www.medienobservationen.lmu.de/artikel/kino/ kino_pdf/orth_zukunft.pdf[]
  2. Zirnstein, Chloé: Zwischen Fakt und Fiktion. Die politische Utopie im Film. München: Utz, 2006; Müller, André: Film und Utopie. Positionen des fiktionalen Films zwischen Gattungstraditionen und gesellschaftlichen Zukunftsdiskursen. Berlin: Lit, 2010; Endter, Heike: Ökonomische Utopien und ihre visuelle Umsetzung in Science-Fiction-Filmen. Nürnberg: Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2011.[]