Rezension von «Niegeschichte»

Dietmar Dath ist ohne Zweifel einer der produktivsten Science-Fiction-Autoren deutscher Sprache. Oder wohl eher: einer der produktivsten deutschsprachigen Schriftsteller überhaupt. Denn Dath schreibt nicht nur mit einer beeindruckend hohen Kadenz SF-Romane, daneben veröffentlicht er auch noch Bücher über Marx, Hegel, Fernsehserien, rezensiert Filme und Romane und noch diverse andere Dinge.

So sehr mich Daths unerhörte Produktivität beeindruckt – mit dem, was er schreibt, werde ich selten wirklich warm. Ich lese immer mal wieder Rezensionen von Dath, habe mir auch schon verschiedene seiner Sachtexte sowie einen Roman – Venus siegt von 2015 – zu Gemüte geführt, nichts davon hat mich aber restlos überzeugt. Das Problem ist dabei stets dasselbe: Dath weiss unglaublich viel, wartet auch immer wieder mit originellen Gedanken auf, serviert das Ganze aber leider in einem Stil, der mich meine mittlerweile leider etwas spärlichen Haare raufen lässt. Für mich ist die Dath’sche Schreibe der Inbegriff von schwurbeligem Stil.

Als vor zwei Jahren NiegeschichteDaths Opus magnum zu Theorie und Geschichte SF, erschien, war ich entsprechend skeptisch. Zwar stand für mich fest, dass Dath viel Interessantes zu sagen hätte, aber dass ich nun ausgerechnet in diesem Fall zum Freund seiner Prosa werden sollte, schien mir doch eher unwahrscheinlich. Zumal ich ohnehin der Überzeugung bin, dass bei theoretischen Grundlagewerken, deren Umfang 500 Seiten deutlich überschreitet, in jedem Fall etwas schief gegangen ist. Deshalb verzichtete ich vorerst auch darauf, Niegeschichte zu lesen, geschweige denn zu rezensieren.

Doch dann meldete sich Wolfgang Neuhaus bei mir und fragte mich, ob ich nicht doch Lust hätte, etwas über Daths Wälzer für das Science Fiction Jahr zu schreiben. Wobei er ausdrücklich keine Rezension im Sinne hatte, sondern eine eingehendere Diskussion von Daths Ansatz. Und obwohl eigentlich ich nicht recht Lust dazu hatte, liess ich mich dann doch überreden.

Das Ergebnis, ein recht ausführliches review essay, ist nun erschienen und auch bereits online verfügbar. Um es gleich vorweg zu nehmen: Obwohl ich mich ehrlich bemüht habe, Niegeschichte mit möglichst offenem Geist zu begegnen, blieben auch dieses Mal die Momente nicht aus, in denen ich angesichts himmelschreiend überladener, letztlich aber völlig nichtssagender Formulierungen kurz vor dem Verzweifeln stand.

Die Abneigung scheint übrigens auf Gegenseitigkeit zu berühen. Wie Dath in seinem Büchlein Stehsatz gesteht, verfolgt er sehr genau, was im Netz etwas über ihn geschrieben wird. So ist er auch auf einen Post von mir im sf-netzwerk gestossen, in dem ich meinem Ärger über Niegeschichte freien Laufe lasse. Nun ja, immerhin bin ich nun als exemplarischer Ignorant im Dath’schen Œuvre verewigt:

Zu meiner Rezension

Spiegel, Simon: »Wenn Theorie zu Science Fiction wird. Zu Dietmar Daths Niegeschichte.“. In: Wylutzki, Melanie/Kettlitz, Hardy (Hg.): Das Science Fiction Jahr 2021. Berlin 2021, 331–347 Tübingen: Narr Francke Attempto 2021«. [PDF]

Der grosse Irrtum der Craig-Bonds

James Bond ist ein Thema, das mich von klein auf beschäftigt. Ich habe die Filme als Kind geliebt; im zarten Alter von ca. zehn Jahren stand für mich fest, dass Kino – respektive damals vor allem Fernsehen – eigentlich gar nicht besser werden kann als das, was mir in You Only Live Twice, Goldfinger etc. geboten wurde. Seit damals bin ich ein hoffnungsloser Bond-Fan.

Es ist ein fast schon integraler Bestandteil des Fan-Daseins, dass man dem Objekt seiner Leidenschaft nicht unkritisch gegenübersteht, sondern vielmehr alle Veränderungen genau registriert und bewertet. Und so ringe ich denn auch schon lange mit Bond. Im Grunde waren alle Bonds, die ich im Kino gesehen habe – die Ausnahme bildet The Living Daylights, in den ich mich in viel zu jungen Jahren reinschmuggeln konnte –, mehr oder weniger enttäuschend. Pierce Brosnan packte es schon nicht, und bei Craig ging ging nun wirklich alles schief.

Ich habe in der Vergangenheit schon mehrfach ausführlicher über Bond geschrieben,[ref]Unter anderem habe ich ein Kapitel über James Bond für den dritten Band der Einführung in die Filmgeschichte in drei Bänden geschrieben, der hier erhältlich ist. Ausserdem den Artikel »Ikone des Zeitgeists – James Bond im Wandel der Zeit« für die Zeitschrift Frame sowie die Spoiler-Kolumne »Licence to Spoil« für das Filmbulletin.[/ref] aber als ich vom Filmbulletin angefragt wurde, anlässlich des Starts von No Time to Die einen längeren Rant zu schreiben, habe ich natürlich zugesagt.

Das Ergebnis ist nun online.

„This never happened to the other fella” – James Bond als Leidensmann in Casino Royale