Erschienen: Utopias in Nonfiction Film

Es war ein langer und teilweise sehr mühsamer Weg, aber es ist vollbracht: Utopias in Nonfiction Film, die englische Übersetzung von Bilder einer besseren Welt ist nun bei Palgrave Macmillan erschienen.

Inhaltlich entspricht die englische Fassung weitgehend der deutschen; da angelsächsische Verlage aber dicke Bücher mit viel Theorie nicht mögen, musste ich insbesondere im Theorieteil einige Kürzungen vornehmen. Obwohl einige Passagen rausgeflogen sind, auf die ich eigentlich sehr stolz bin, glaube ich, dass die Kürzungen letztlich zu einem besseren Buch geführt haben. Aber dies sollen meine geschätzten Leser:innen entscheiden.

Eine Leseprobe gibt es hier, alles Details zum Buch hier.

Gespräch mit George Seeßlen über Science Fiction

Auf Einladung des Schweizerischen Generalkonsulats in Chicago und des Goethe-Institut Chicago durfte ich vergangene Woche mit Georg Seeßlen über Science Fiction und verwandte Themen sprechen. Seeßlen ist ein Urgestein der deutschen Filmpublizistik, der unter anderem viel zu Stanley Kubrick, Science Fiction und generell zu Genre-Filmen publiziert hat – also inhaltlich ganz auf meiner Wellenlänge.

Das rund einstündige Gespräch fand unter der Moderation von Jordan Erica Webber auf Englisch statt.

Artikel zu «Phantastik und Futurologie» als Download verfügbar

Mein Artikel «Aus Lems Steinbruch der Theorie» zu Stanisławs Lem theoretischem Opus magnum Phantastik und Futurologie, von dem früher bereits die Rede war, ist nun als PDF frei verfügbar.

Spiegel, Simon: «Aus Lems Steinbruch der Theorie. Zu Phantastik und Futurologie». In: Rzeszotnik, Jacek (Hg.): Ein Jahrhundert Lem (1921–2021). Wrocław/Dresden: ATUT/Neisse Verlag 2021, 67–81.

Vortrag «Sound Design im Science-Fiction-Film»

Letzte Woche fanden in Halle die 14. Filmmusiktage Sachsen-Anhalt statt. Thema war dieses Jahr «Zukunftsmusik – Film und Musik für die Welt von morgen», weshalb man mich als Referenten eingeladen. Musik ist zwar definitiv nicht mein Fachgebiet, zu den Klängen der SF kann ich aber dennoch ein paar Dinge sagen.

Obwohl der Kongress in Präsenz stattfand, konnte ich leider nicht vor Ort sein, aber ich glaube, dass die Einspielung per Zoom ganz gut funktioniert hat.

Artikel zu Spoilern auf »Geschichte der Gegenwart«

Das Thema Spoiler beschäftigt mich schon seit geraumer Zeit. Im Filmbulletin hatte ich während zwei Jahren eine feste Kolumne, die sich mit Spoilern beschäftigte,[ref]Alle Artikel, die in diesem Rahmen erschienen sind, gibt es auf meiner Website[/ref] und derzeit bereite ich eine wissenschaftliche Tagung zum vor.

Als ich vom Online-Magazin Geschichte der Gegenwart angefragt wurde, etwas zum Thema zu schreiben, habe ich natürlich sofort zugesagt.

Zum Artikel.

Rezension von «Niegeschichte»

Dietmar Dath ist ohne Zweifel einer der produktivsten Science-Fiction-Autoren deutscher Sprache. Oder wohl eher: einer der produktivsten deutschsprachigen Schriftsteller überhaupt. Denn Dath schreibt nicht nur mit einer beeindruckend hohen Kadenz SF-Romane, daneben veröffentlicht er auch noch Bücher über Marx, Hegel, Fernsehserien, rezensiert Filme und Romane und noch diverse andere Dinge.

So sehr mich Daths unerhörte Produktivität beeindruckt – mit dem, was er schreibt, werde ich selten wirklich warm. Ich lese immer mal wieder Rezensionen von Dath, habe mir auch schon verschiedene seiner Sachtexte sowie einen Roman – Venus siegt von 2015 – zu Gemüte geführt, nichts davon hat mich aber restlos überzeugt. Das Problem ist dabei stets dasselbe: Dath weiss unglaublich viel, wartet auch immer wieder mit originellen Gedanken auf, serviert das Ganze aber leider in einem Stil, der mich meine mittlerweile leider etwas spärlichen Haare raufen lässt. Für mich ist die Dath’sche Schreibe der Inbegriff von schwurbeligem Stil.

Als vor zwei Jahren NiegeschichteDaths Opus magnum zu Theorie und Geschichte SF, erschien, war ich entsprechend skeptisch. Zwar stand für mich fest, dass Dath viel Interessantes zu sagen hätte, aber dass ich nun ausgerechnet in diesem Fall zum Freund seiner Prosa werden sollte, schien mir doch eher unwahrscheinlich. Zumal ich ohnehin der Überzeugung bin, dass bei theoretischen Grundlagewerken, deren Umfang 500 Seiten deutlich überschreitet, in jedem Fall etwas schief gegangen ist. Deshalb verzichtete ich vorerst auch darauf, Niegeschichte zu lesen, geschweige denn zu rezensieren.

Doch dann meldete sich Wolfgang Neuhaus bei mir und fragte mich, ob ich nicht doch Lust hätte, etwas über Daths Wälzer für das Science Fiction Jahr zu schreiben. Wobei er ausdrücklich keine Rezension im Sinne hatte, sondern eine eingehendere Diskussion von Daths Ansatz. Und obwohl eigentlich ich nicht recht Lust dazu hatte, liess ich mich dann doch überreden.

Das Ergebnis, ein recht ausführliches review essay, ist nun erschienen und auch bereits online verfügbar. Um es gleich vorweg zu nehmen: Obwohl ich mich ehrlich bemüht habe, Niegeschichte mit möglichst offenem Geist zu begegnen, blieben auch dieses Mal die Momente nicht aus, in denen ich angesichts himmelschreiend überladener, letztlich aber völlig nichtssagender Formulierungen kurz vor dem Verzweifeln stand.

Die Abneigung scheint übrigens auf Gegenseitigkeit zu berühen. Wie Dath in seinem Büchlein Stehsatz gesteht, verfolgt er sehr genau, was im Netz etwas über ihn geschrieben wird. So ist er auch auf einen Post von mir im sf-netzwerk gestossen, in dem ich meinem Ärger über Niegeschichte freien Laufe lasse. Nun ja, immerhin bin ich nun als exemplarischer Ignorant im Dath’schen Œuvre verewigt:

Zu meiner Rezension

Spiegel, Simon: »Wenn Theorie zu Science Fiction wird. Zu Dietmar Daths Niegeschichte.“. In: Wylutzki, Melanie/Kettlitz, Hardy (Hg.): Das Science Fiction Jahr 2021. Berlin 2021, 331–347 Tübingen: Narr Francke Attempto 2021«. [PDF]

Der grosse Irrtum der Craig-Bonds

James Bond ist ein Thema, das mich von klein auf beschäftigt. Ich habe die Filme als Kind geliebt; im zarten Alter von ca. zehn Jahren stand für mich fest, dass Kino – respektive damals vor allem Fernsehen – eigentlich gar nicht besser werden kann als das, was mir in You Only Live Twice, Goldfinger etc. geboten wurde. Seit damals bin ich ein hoffnungsloser Bond-Fan.

Es ist ein fast schon integraler Bestandteil des Fan-Daseins, dass man dem Objekt seiner Leidenschaft nicht unkritisch gegenübersteht, sondern vielmehr alle Veränderungen genau registriert und bewertet. Und so ringe ich denn auch schon lange mit Bond. Im Grunde waren alle Bonds, die ich im Kino gesehen habe – die Ausnahme bildet The Living Daylights, in den ich mich in viel zu jungen Jahren reinschmuggeln konnte –, mehr oder weniger enttäuschend. Pierce Brosnan packte es schon nicht, und bei Craig ging ging nun wirklich alles schief.

Ich habe in der Vergangenheit schon mehrfach ausführlicher über Bond geschrieben,[ref]Unter anderem habe ich ein Kapitel über James Bond für den dritten Band der Einführung in die Filmgeschichte in drei Bänden geschrieben, der hier erhältlich ist. Ausserdem den Artikel »Ikone des Zeitgeists – James Bond im Wandel der Zeit« für die Zeitschrift Frame sowie die Spoiler-Kolumne »Licence to Spoil« für das Filmbulletin.[/ref] aber als ich vom Filmbulletin angefragt wurde, anlässlich des Starts von No Time to Die einen längeren Rant zu schreiben, habe ich natürlich zugesagt.

Das Ergebnis ist nun online.

„This never happened to the other fella” – James Bond als Leidensmann in Casino Royale

Zu »Dune« – im Allgemeinen wie im Speziellen

Die lange erwartete, mehrfach verschobene Verfilmung von Frank Herberts Science-Fiction-Epos Dune durch Denis Villeneuve hat nun endlich die Kinos erreicht. Für die Republik habe ich in einem längeren Artikel die Geschichte der bisherigen – alle mehr oder weniger gescheiterten – Dune-Verfilmungen aufgearbeitet und mir natürlich auch Villeneuves Version angeschaut.

Den Artikel gibt es hier.

 

Josh Brolin und Timothée Chalamet

Josh Brolin und Timothée Chalamet

Rezension von »Absent Rebels«

Über kaum etwas schreibt das Feuilleton so gerne wie über das Verschwinden der Utopie bzw. das Überhandnehmen der Utopie. Dass dieses Lamento in meinen Augen nur bedingt berechtigt ist, da die Zukunft in der Science Fiction zu keinem Zeitpunkt ausschliesslich positiv war, habe ich schon verschiedentlich geschrieben.[ref]Unter anderem in diesem Beitrag.[/ref]

Cover »Absent Rebels«Zweifellos korrekt ist aber, dass sich dystopische Stoffe seit geraumer Zeit grosser Beliebtheit erfreuen. Und ebenso richtig ist, dass die Dystopie dazu tendiert, die stets gleichen Elemente zu verwenden. Letzteres ist an sich nicht ungewöhnlich, es gehört vielmehr zum Wesen eines Genres, dass es mit einem Grundstock von Motiven und Plot-Versatzstücken arbeitet und diese jeweils auf mehr oder weniger neue Weise kombiniert.[ref]Siehe dazu auch diesen und diesen Post.[/ref] Nun versteht sich die Dystopie aber dezidiert als kritisches Genre, das negative Entwicklungen dramatisch übersteigert und die Leserinnen und Zuschauer auf diese Weise aufrütteln will. Ist das bei einem Genre, das, etwas überspitzt ausgedrückt, seit Huxley und Orwell bloss die immer gleichen Motive rezykliert und heute zudem in der Form von Mega-Franchises wie die Hunger-Games-Reihe oder Serien wie The Handmaid’s Tale erscheint, aber überhaupt noch möglich? Oder anders formuliert: Ist es nicht Zeichen eines grossen Missverständnisses, wenn, wie oft kolportiert, nach der Wahl Donald Trumps Nineteen Eighty-Four plötzlich wieder in den Bestseller-Listen auftaucht? Denn was kann uns ein mehr als ein halbes Jahrhundert altes Buch, das vor einem gänzlich anderen politischen und kulturellen Hintergrund entstanden ist, wirklich über die Gegenwart sagen?

Annika Gonnermann geht in Absent Rebels, das auf ihrer Dissertation in Anglistik an der Universität Mannheim basiert, von der These aus, dass ein Grossteil der dystopischen Literatur – und damit auch der Utopieforschung – irgendwo tief im 20. Jahrhundert stecken geblieben ist. Der Feind, den es zu bezwingen gilt, ist in den meisten Romanen und Filmen immer noch der (totalitäre) Staat ist, der durch einen politischen Umsturz besiegt werden kann. Dies entspräche aber längst nicht mehr der Realität; die eigentliche Bedrohung geht heute, so Gonnermann, nicht vom Staat, sondern von einem ungebremsten kapitalistischen Wirtschaftssystem aus. Folglich kann die Lösung auch nicht in einer Rebellion gegen das herrschende politische System liegen.

Mit dieser Prämisse rennt Gonnermann bei mir offene Türen ein. Ich konnte es bisher zwar nicht so präzise wie sie benennen, aber ich teile ihr Unbehagen über den Zustand der Dystopie weitgehend. Entsprechend habe ich mich gefreut, dass ich das Buch für die Zeitschrift rezensieren konnte.

Wie ich in meiner Besprechung ausführe, kann Gonnermann ihre These überzeugend belegen. Meine Hauptkritik ist, dass Absent Rebels für meinen Geschmack zu literaturlastig ist und Bewegtbilder völlig ignoriert. Das sagt allerdings vor allem etwas über meine Interessen aus und schmälert Gonnermanns Verdienst in keiner Weise.

Die vollständige Rezension gibt es hier.

The Handmaid's Tale

Wie kritisch kann die Dystopie heute noch sein?

Spiegel, Simon: »Rezension von Gonnermann, Annika: Absent Rebels. Criticism and Network Power in 21st Century Dystopian Fiction. Tübingen: Narr Francke Attempto 2021«. In: Zeitschrift für Fantastikforschung 9.1, 1–6. Doi: 10.16995/zff.5691.

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Erschienen: Interview mit Yanis Varoufakis

Cover von «Another Now»

Another Now

Der Name Yanis Varoufakis dürfte den meisten ein Begriff sein: 2015 kämpfte der markante Glatzkopf als griechischer Finanzminister an vorderster Front gegen die von der EU verschrieben Austeritätspolitik. Seither ist Varoufakis medial zwar deutlich weniger präsent, untätig ist er aber nicht geblieben. Nicht nur hat er mittlerweile seine eigene Partei gegründet, vergangenes Jahr ist zudem Another Now erschienen – Varoufakis’ Versuch, einen Alternative zum Kapitalismus zu entwerfen.

Natürlich war ich neugierig, wie die Utopie – denn eine solche ist Another Now, selbst wenn Varoufakis anderer Meinung ist – eines zeitgenössischen linken Politikers und Wirtschaftswissenschaftlers aussehen würde. Nach der Lektüre war mir klar, dass Varoufakis die utopische Tradition gut kennt. Weitere Recherchen förderten verschiedene Texte und Vorträge zutage, in denen er nicht nur auf die Klassiker der utopischen Literatur, sondern auch auf Science-Fiction-Filme und -Romane bezug nimmt. Schon bald reifte in mir die Idee, Varoufakis für die Zeitschrift für Fantastikforschung zu interviewen.

Zu meiner Überraschung und grossen Freude erwies sich dieses Vorhaben als relativ einfach. Kurz nachdem ich Varoufakis über seine Website angeschrieben hatte, meldete sich seine Assistentin bei mir und vereinbarte einen Termin. Wenige Wochen später war es dann soweit.

Und hier ist nun das Ergebnis.

Yanis Varoufakis

Yanis Varoufakis